Detlef Schmuck: „Der US-China-Handelskonflikt kann sich jederzeit auf Deutschland ausweiten. Dann könnten deutsche Unternehmen von heute auf morgen von ihren bei US-Diensten gespeicherten Daten abgeschnitten werden.“
Hamburg, 8. September 2020 – Die USA bedrohen chinesische und europäische Firmen, die den Interessen der US-Regierung zuwiderlaufen, mit teils drastischen Sanktionen. Das Spektrum erstreckt sich von der Online-Plattform Tiktok über die IT-Firma Tencent bis hin zum Fährhafen Sassnitz im Zusammenhang mit der Nordstream-2-Pipeline. In der Regel sind solche Sanktionen mit Zugangssperren zu den Servern, dem Einfrieren der Firmenvermögen in den USA und Haftbefehlen gegen die Verantwortlichen verbunden. Vor diesem Hintergrund hat der Hamburger Datendienstleister TeamDrive GmbH die Initiative „Sicherer IT-Hafen Deutschland“ ausgerufen. Tenor: Die deutsche Wirtschaft ist aufgefordert, ihre Firmendaten durchgängig bei Anbietern, die ihren Hauptsitz in Deutschland haben und deren Server ausschließlich in Deutschland stehen, zu speichern. Bei einer Datenspeicherung im Ausland könnte die US-Regierung jederzeit per Dekret den Zugang sperren, und sei es nur als Kollateralschaden eines umfassenderen Sanktionsprogramms.
„Wer nicht an seine Daten herankommt, steht vor dem Ruin“
„Ein Unternehmen, das von heute auf morgen nicht mehr auf seine Datenbestände zugreifen kann, wird binnen kürzester Zeit in den Ruin getrieben“, gibt Detlef Schmuck, Geschäftsführer der TeamDrive GmbH und Initiator von „Sicherer IT-Hafen Deutschland“ zu bedenken. Er erklärt: „Bislang richten sich die Sanktionen der US-Regierung in der Digitalwirtschaft ausschließlich gegen chinesische Firmen. Doch das Gehabe der USA bei Nordstream-2 und das Aussetzen des EU-US Privacy Shield durch den Europäischen Gerichtshof EuGH könnte beinahe über Nacht auch deutsche Unternehmen in die Bredouille bringen, die sich auf US-Datendienste stützen. Rechtlich ist es nach der EuGH-Entscheidung schon heute mehr als zweifelhaft, ob US-Konzerne wie Amazon, Google oder Facebook ihre Datendienste überhaupt noch in Europa anbieten dürfen. Der Sanktionsangriff auf den Fährhafen Sassnitz steht exemplarisch für die Willkür der US-Regierung bei der Verteidigung ihrer wirtschaftlichen Interessen auch deutschen Firmen gegenüber. Wer vermag schon zu sagen, ob der amtierende Präsident nicht plötzlich ein Dekret erlässt, das deutsche Unternehmen von ihren bei US-Anbietern gespeicherten Daten abschneidet. Für beinahe alle Firmen wäre es der Ruin, wenn sie nicht mehr an ihre Daten herankämen.“
TeamDrive-Geschäftsführer Detlef Schmuck stellt klar, dass selbst verschlüsselte Daten in einem Hochsicherheitszentrum nichts nützen, wenn der Zugriff darauf durch Sanktionen gesperrt ist. Er sagt: „Jeder deutsche Geschäftsführer oder Vorstand muss sich darüber im Klaren sein, dass alle US-Datendienstanbieter natürlich der US-Gesetzgebung unterliegen. Wenn die US-Regierung per Dekret vorschreibt, dass diese Anbieter Firmendaten europäischer Unternehmen nicht herausgeben dürfen, dann sind die US-Anbieter gezwungen, diesen Anweisungen zu folgen. Dabei ist es völlig belanglos, welche Service- oder sonstigen Verträge die deutschen Unternehmen mit der jeweiligen US-Firma geschlossen haben.“
Im Rahmen der Initiative „Sicherer IT-Hafen Deutschland“ empfiehlt TeamDrive eine hybride IT-Strategie: Für die Funktionalität sollten die hiesigen Unternehmen weiterhin auf US-Programme zugreifen, aber die Speicherung der Firmendaten sollte ausnahmslos bei deutschen Datendienstleistern auf Servern in Deutschland erfolgen. Als Beispiel hierfür nennt TeamDrive-Chef Detlef Schmuck die Kombination von Microsoft Office mit dem eigenen Datendienst unter www.teamdrive.com. „Office und TeamDrive arbeiten nahtlos zusammen“, versichert Detlef Schmuck, und die Daten bleiben in deutscher Hand unabhängig davon, welchen Restriktionen oder Sanktionen künftig Microsoft als US-Anbieter möglicherweise unterliegen wird.“