Detlef Schmuck: „Die meisten verlangen mehr Datenschutz, aber weniger Datenbürokratie.“
Hamburg, 22. September 2022 – Das Datenschutzniveau in Deutschland ist viel zu niedrig, meinen 37 Prozent der Deutschen. Ganz im Gegenteil, urteilen 35 Prozent, die es als viel zu hoch einstufen. Diese konträren Ergebnisse förderte der „Datenschutzreport 2022/23“ zutage, der auf einer aktuellen Umfrage des Hamburger Hochsicherheits-Datendienstleisters TeamDrive GmbH beruht.
Studienleiter Detlef Schmuck erklärt das auf den ersten Blick paradoxe Meinungsspektrum: „Die meisten Menschen wollen, dass ihre persönlichen Daten geschützt werden. Aber sie glauben nicht, dass die heutige Gesetzgebung dafür geeignet ist.“ Der Datensicherheitsexperte gibt ein Beispiel: „Es wirkt wie ein Witz, dass man auf jeder Website die Datenschutzbestimmungen wegklicken muss, bevor man zum Inhalt kommt. Niemand kann ernsthaft erwarten, dass man jedes Mal die juristischen Erklärungen liest. Es ist diese Art von Pseudo-Datenschutz, die viele Menschen frustriert.“ So ist es kaum verwunderlich, dass laut Umfrage lediglich 12 Prozent das aktuelle Datenschutzniveau als „genau richtig“ einstufen.
Zwei Drittel: Privatsphäre ist ein wichtiges Rechtsgut
Zwei Drittel der Befragten bezeichnen die Wahrung ihrer Privatsphäre in der digitalen Welt als ein „wichtiges Rechtsgut für uns alle“. „Das Gros der Bevölkerung will sich weder vor staatlichen Stellen noch vor der werbetreibenden Wirtschaft digital nackt machen. Aber es herrscht das Gefühl vor, dass der mit dem Datenschutz verbundene bürokratische Aufwand letztendlich gar nicht zu mehr Privatsphäre führt“, interpretiert Detlef Schmuck die Umfrageergebnisse. Er verweist darauf, dass satte 60 Prozent der Befragten die geltende Datenschutz-Grundverordnung als „Bürokratiemonster“ verurteilen.
Datensicherheitsexperte Detlef Schmuck weist einen Weg aus diesem Dilemma: „Der Datenschutz muss so implementiert werden, dass er funktioniert, ohne dass sich der Nutzer darum zu kümmern hat. So wünschen sich beispielsweise viele Menschen, dass ihr Einverständnis mit dem Datenschutz einer Website beinhaltet, dass dieses dauerhaft oder jedenfalls für längere Zeit gilt, statt jedes Mal aufs Neue per Klick zustimmen zu müssen. Es gilt der Grundsatz: Die Technologie dahinter mag noch so komplex sein, aus Nutzersicht hat alles so einfach wie möglich zu erscheinen.“
EU-weiter Datenschutz ist „richtig und wichtig“
Immerhin hält knapp die Hälfte (48 Prozent) die Schaffung eines einheitlichen Datenschutzstandards in den Ländern der europäischen Union für „richtig und wichtig“. Lediglich ein gutes Zehntel lehnt diese Vereinheitlichung ab. 44 Prozent unterstützen ausdrücklich die Schaffung eines EU-weiten Datenraums, also einer länderübergreifenden EU-Cloud, die per se dem hohen Schutzniveau der Europäischen Union entspricht.
„Eine gesicherte Umgebung, in der man sich darauf verlassen kann, dass dem Schutz der Privatsphäre eine hohe Priorität eingeräumt wird, wäre von hohem Nutzen“, sagt Detlef Schmuck. Er warnt zugleich: „Die jüngsten Bemühungen der EU-Kommission zielen allerdings eher darauf ab, den europäischen Behörden Zugang zur digitalen Privatsphäre zu verschaffen. In diesem Fall wäre ein europäischer Datenraum geradezu eine Verhöhnung des Wunsches nach Privatheit in der digitalen Welt.“